Ein Dutzend Kameras auf dem Dach, Navigations-Sensoren und hochpräzise Weggeber an den Rädern erfassen detailliert die Straßeninfrastruktur: Das orange-silbernes Messfahrzeug, welches in diesen Tagen in der oberen Rhön unterwegs ist, fällt sicher auf.
Konkret hat dieses High-Tech-Fahrzeug des Berliner Technologieanbieters eagle eye technologies von den Gemeinden Ostheim, Sondheim und Willmars den Auftrag erhalten, die vorhandenen Ortsstraßen mit allen ihren Eigenschaften koordinatengenau optisch zu erfassen, auszuwerten und für die Nutzung in der Verwaltungsgemeinschaft aufzubereiten. Die Daten der Dokumentation dienen der Verwaltungsgemeinschaft zum Aufbau eines digitalen Straßenkatasters und eines Erhaltungskonzeptes.
„Es ist erstaunlich, wie viel Technik hier verbaut ist“, erklärt Systemingenieur Tino Hermann mit Blick auf die zahlreichen Rechner und Bildschirme, die im Inneren des Fahrzeugs verbaut sind. Für je zwei Kameras gibt es ein Kamerasystem. Alle fünf Meter werden zwölf Bilder angefertigt, die entsprechend verarbeitet werden. Die Software dazu ist eine Eigenentwicklung, die die Bilddaten bis zur Perfektion auswerten kann.
Die Fahrzeuge sind mit speziellen Sensoren ausgestattet, mit deren Hilfe die Straßenflächen während der Befahrung erfasst werden. Alle Kameras erfassen gleichzeitig den Straßenraum und nehmen die Verkehrsanlagen auf. Die Straßenoberflächen werden klassifiziert und bewertet, die Straßenausstattung von Straßennamenschildern bis zu Bäumen wird ebenfalls miterfasst. Die Verkehrsinfrastruktur wird damit detailgetreu und vollständig abgebildet und mittels dem
Partnerunternehmen RIWA in das örtliche Geoinformationssystem der Verwaltung überspielt.
Wer nun an den Datenschutz denkt, den kann Steffen Malzer, der Gemeinschaftsvorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Ostheim, beruhigen: „Die eagle eye-Daten werden ausschließlich zu internen Zwecken, also für die Dokumentation der kommunalen Verkehrsinfrastruktur, genutzt.“ Sie dienen ausschließlich zur Auswertung der Fachdaten, sind für die Kommune bestimmt und werden unter keinen Umständen weitergeben. „Das ist der Unterschied zu Google“, so Malzer, der sich im Vorfeld mit der Technik ausführlich beschäftigt hat.
Da die Datenaufnahme wetterabhängig ist, muss die Befahrung in einem Zeitfenster stattfinden, für das über mehrere Tage stabile Wetterverhältnisse vorhergesagt werden. „Wir hatten bisher Glück“, berichtet Tino Hermann. Meistens habe es erst in den Abendstunden geregnet, so dass die Befahrung der Straßen bisher nahezu problemlos lief.
Die Gemeinden Sondheim und Willmars haben darüber hinaus die Erstellung eines Straßensanierungskonzeptes mit beauftragt. Die Ebenheit im Profil, Substanzmerkmale der Oberfläche oder Schäden an den Bordsteinen werden bei den Bildaufnahmen ohnehin automatisch miterfasst. Es folgt eine Auswertung und Einordnung der Zustandsmerkmale und Indikatoren in verschiedene Zustandsklassen; daraus folgt die Erstellung einer Prioritätenliste und eines Sanierungskonzeptes.
„Für uns dient die Erfassung und Auswertung der Daten als Arbeitsgrundlage, um künftig gezielt Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen durchzuführen“, erklärt der Bürgermeister der Gemeinde Sondheim v.d.Rhön und stellvertretende Gemeinschaftsvorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Thilo Wehner und fügt an: „Es geht um einen wirtschaftlichen Einsatz der vorhandenen Mittel.“